Dienstag, 18. Oktober 2016

Vorgeschichte Kapitel 2

2. Treffen in der Bibliothek

Deidru


Lautes, helles Vogelzwitschern hatte das kleine Mädchen aus dem Bett geschüttelt und sie richtete sich mit einem lauten, genüsslichen Gähnen auf. Heute würde ein toller Tag werden, es war Sonntag! Und das Wetter war wundervoll sonnig. Ein einziger Blick aus dem Fenster genügte um ihr zu zeigen dass keine einzige Wolke sich am Firmament wiederfand. 
Deidru freute sich unheimlich darüber, auch wenn sie eigentlich nicht vorgehabt hatte den Tag im Freien zu verbringen. Aber der Weg bis zur Bibliothek war weit genug um das schöne Wetter begrüßen zu können. Ja die kleine Rothaarige hatte vor in die Bibliothek zu gehen! Manch einer würde sich nun wohl fragen warum sie das in ihrem Alter tat, immerhin war sie ja erst 6 Jahre alt und sollte eigentlich noch nicht mal lesen können. Aber Deidru war ein intelligentes kleines Mädchen und sie hatte schon im Kindergarten lesen gelernt. Ihr Dad war auch immer ganz stolz auf sie!
Und als sie nun unten saß, frisch angezogen und die Haare zu einem hübschen Zopf mit geflochtenem Seitenteil frisiert, hockte sich ihr Onkel zu ihr. Onkel Ren! Sie mochte ihn, auch wenn sie mit diesem ganzen kreativen Kram nichts anfangen konnte… ihre Mutter war genauso, malte die ganze Zeit Bilder! Sie liebte es, das wusste das kleine Mädchen ganz genau aber sie selbst beschäftigte sich lieber mit ihrem kleinen Labor.
„Na Deidru, was hast du heute so vor?“, erklang plötzlich die warme, liebe Stimme des Schwarzhaarigen, während sie gerade dabei war sich eine weitere Gabel Salat in den Mund zu schieben.



„Ich geh in die Bibliothek! Und da wollte ich nach einem Buch über Algorithmen suchen!“, erklärte sie ihrem Onkel fröhlich, der ihr aus irgendeinem Grund einen seltsam irritierten Blick zuwarf. Er schien nach Worten zu suchen, fuhr im nächsten Augenblick mit einem schiefen noch immer leicht verwirrten Lächeln fort: „Aber… warum das denn? Spielst du nicht lieber draußen mit den anderen Kindern?“ Was war das denn für eine Frage? 
Deidru legte nur leicht den Kopf schief, erwiderte fragend: „Weil es mich interessiert! Und ich spiele doch auch mit anderen Kindern aber heute möchte ich eben in die Bibliothek gehen und ein Buch lesen!“ Erwachsene waren manchmal wirklich seltsam. Wenn sie mit anderen Kindern spielen wollen würde, dann würde sie das doch tun.


Sie stand auf, warf ihrem Onkel aber nochmal ein fröhliches Lächeln zu bevor sie in die Küche trottete um ihre Schüssel abzuwaschen. Als sie damit fertig war und zurück zum Tisch tapste, saßen da auch schon ihre Mum und ihr Dad. Sie hatten scheinbar gerade wieder diskutiert aber kaum hatte sie sich gesetzt hielten sie inne und schenkten ihr, ihre herzlichen, liebevollen Lächler. Vor allem ihr Vater grinste sie an wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland!
Dabei wusste Deidru ganz genau dass ihn irgendetwas besorgte… aber er versuchte es auch vor Mum geheim zu halten. Warum glaubten Eltern nur dass sie sowas vor ihr verbergen konnten? Sie war doch nicht dumm! Deidru verstand diese Erwachsenen manchmal einfach nicht. Aber jetzt wollte sie in die Stadt und sich die Bücher angucken. Da hatte sie keine Zeit für sowas!
„Mum, Dad, darf ich jetzt in die Stadt und mir die Bücher dort ansehen? Biiiitteeee!“, gab sie sogleich in einem bittenden Tonfall von sich und guckte ihre Eltern mit Hundeblick an. Ihr Dad grinste natürlich wie immer wenn Mum dabei war einfach weiter und ihre Mutter? Na die stimmte natürlich zu, erwiderte liebevoll lächelnd: „Natürlich Mäuschen, soll ich dich hinbringen?“ „Nein Mum, das schaffe ich alleine! Bis später dann!“


Und schon war das kleine Mädchen aufgesprungen, hatte ihre Mum und ihren Dad nochmal schnell umarmt und war da auch schon aus der Tür hinaus in den schönen, warmen Sonnenschein getreten. Es war noch recht früh aber trotzdem ausgesprochen angenehm warm! Deidru genoss das Wetter in vollen Zügen und machte sich fröhlich und heiter grinsend auf den Weg zur Bibliothek.


Es war ein recht weiter Weg aber Deidru störte sich nicht daran, eher im Gegenteil genoss sie die frische Luft um sich herum und stellte sich bereits vor wie toll es in der Bibliothek wohl werden würde. Und war für interessante Bücher es dort so alles gab! 
Unterwegs dorthin grüßte sie natürlich auch immer mal wieder die ein oder andere Person die sie kannte, Nachbarn, Klassenkameraden oder einfach nur irgendwelche freundlichen alten Menschen. Bald hatte sie den Ort ihrer Träume auch schon erreicht, die Bibliothek! Sie sah hübsch aus, ein sehr großes Gebäude, sah fast ein wenig wie eine Villa aus. Deidru mochte das, war fast als würde man einen guten Freund Zuhause besuchen.


Langsam wurde sie auch schon ein wenig hibbelig, sie war noch nie alleine hier gewesen! Aber Mum und Dad vertrauten ihr und das natürlich zu Recht. Sie war immerhin schon sechs Jahre alt! Sogar schon über sechs. Sie wusste ganz genau was sie machen und wie sie sich zu verhalten hatte!
Genießerisch und zufrieden schloss sie noch einmal kurz ihre Augen, atmete die frische, angenehme Morgenluft tief ein und aus.


Einen Augenblick zögerte sie noch, bevor sie sich schließlich doch ein Herz fasste und sich auf den Weg ins Innere machte. Am Eingang zeigte sie kurz ihren eigenen, ganz persönlichen Bibliotheksausweis – den hatte sie mit ihrem Dad zusammen machen lassen! – bevor sie sich dann auch schon den Bücherregalen zuwandte.
Es war noch ein wenig schwierig für sie sich zurecht zu finden aber nachdem sie einige der Buchrücken gelesen hatte, hatte sie auch schon ein gutes Buch gefunden und setzte sich an einen der Tische, direkt neben einen älteren Jungen mit braunen Haaren der ganz vertieft in das war was er gerade am Computer tat.
Deidru kümmerte sich nicht weiter um ihn, begann nun stattdessen lieber ihr Buch über Algorithmen zu lesen. Es war wirklich toll! Sie mochte so mathematische Sachen. Dad war immer ganz stolz auf sie wenn sie ihm davon erzählte was sie so wusste!


Sie war so vertieft in ihr Buch und ihre Gedanken, dass sie gar nicht bemerkte, dass der Jugendliche neben ihr, sie bereits eine geraume Zeit lang dabei beobachtete. Erst seine klare, warme Stimme riss sie aus ihrem Lesefluss und ließ sie überrascht auf- und in sein Gesicht sehen. „Da hast du dir aber ganz schön schwierige Lektüre für dein Alter ausgesucht. Wie alt bist du denn?“ Schwierige Lektüre… Deidru dachte einen kurzen Augenblick darüber nach, zauberte dann aber doch ein strahlendes, stolzes Lächeln auf ihre Lippen als sie mit vor Stolz geschwellter Brust erwiderte: „Oh ja! Dad sagt auch immer dass ich ganz schön schlau sein muss! Und ich bin sechs, aber ich werde in ein paar Monaten schon sieben!“
Der Junge schmunzelte nur amüsiert und fuhr dann in einem fast schon lobenden Tonfall fort: „Dein Vater ist sicher stolz auf dich. Verstehst du denn auch was in dem Buch steht?“ Wollte der sie etwa testen? Sie verengte die Augen zu schlitzen, musterte den Älteren. Er war bestimmt schon 16! Vielleicht sogar schon 18… aber Deidru würde ihm schon zeigen wie schlau sie war!


Sie schlug das Buch wieder auf, deutete auf einen der Sortieralgorithmen und erklärte ganz stolz und als wolle sie dem Jungen etwas beibringen: „Das ist zum Beispiel ein Sortieralgorithmus um Zahlen oder Buchstaben in die richtige Reihenfolge zu bringen! Da gibt es verschiedene, dieser hier heißt zum Beispiel Mergesort, ein Algorithmus der nach dem divide-and-conquer Verfahren funktioniert!“
Die Überraschung auf dem Gesicht des Jungen war kaum zu übersehen, aber er wirkte gar nicht irritiert so wie die meisten anderen Erwachsenen denen sie zeigte was sie alles wusste. Nachdem er die Überraschung überwunden hatte, lächelte er sie sogar offen und sehr herzlich an als er ganz angetan erwiderte: „Dein Vater scheint Recht zu haben, du bist wirklich ein außergewöhnlich schlaues Mädchen.“
Sowas liebes hatte noch nie irgendein Teenager zu ihr gesagt! Die Meisten hänselten sie nur und bezeichneten sie als ‚seltsam‘. Sie konnte spüren wie ihre Wangen ganz heiß wurden und sie erwiderte voller Freude: „Dankeschön! Das ist sooo lieb!“


Der Junge lachte nur leise, wuschelte ihr sogar über das Haar aber ohne ihre Frisur zu zerstören. Direkt darauf wirkte er auch schon nachdenklich, musterte die kleine Rothaarige interessiert und fuhr schließlich in gedankenverlorener Tonlage fort: „Ich heiße Arjun und du? Ich werde wohl nächstes Jahr mit dem studieren anfangen. Ich nehme mal an du bist gerade erst in die Schule gekommen?“ 
Das Mädchen nickte leicht, legte den Kopf schräg und erwiderte fragend: „Was willst du denn studieren?“ „Informatik oder sowas in der Art. Ich bin mir noch nicht ganz sicher.“


„Oh das klingt toll!“, rief die kleine Deidru ganz begeistert aus und hing nur noch so an den Lippen des Älteren. Er war wirklich cool! Und das obwohl er ein Junge und ein Teenager war! Sie mochte ihn, hoffentlich konnte sie ihn irgendwann mal wieder treffen. 
„Sag mal, vielleicht solltest du mal mit deinen Eltern reden ob du nicht die ein oder andere Klasse überspringen kannst, immerhin scheinst du mir wirklich etwas zu intelligent für die erste oder sogar die zweite Klasse zu sein. Wenn du das alles lesen und verstehen kannst, dann musst du ja zumindest bereits ein paar grundlegende mathematische Formeln beherrschen und lesen können sowieso…“
Deidru wusste nicht so ganz was sie darauf sagen sollte, überlegte einige Augenblick und meinte dann mit einem strahlenden Lächeln: „Ich glaube mein Dad hat schon mal gesagt er überlegt mich in eine Hochbegabten Schule zu bringen! Also nicht so ein Internat oder so, weil er möchte nicht dass ich weg von Zuhause bin und das mag ich auch nicht. Mum auch nicht! Aber das ist doch gut oder?“ 


Arjun grinste nur schief, schien aber über irgendetwas nachzudenken als er ganz ruhig antwortete: „Sicher, das ist genau das richtige für so ein schlaues Köpfchen wie dich.“ Sein Blick richtete sich kurz darauf auch schon abwesend nach draußen während er ebenso abwesend meinte:
„Vielleicht kann ich dir ein wenig helfen wenn du wirklich etwas in der Richtung lernen möchtest. Wenn du möchtest gebe ich dir meine Handynummer dann kannst du mir schreiben wenn du das nächste Mal in die Bibliothek gehst. Dann kann ich dir ein bisschen übers programmieren zeigen.“
Er wollte ihr seine Handy Nummer geben! Damit hatte Deidru überhaupt nicht gerechnet, umso mehr freute sie sich darüber. Und er wollte ihr sogar etwas beibringen! Das war so toll! Es war wirklich eine gute Idee gewesen in die Bibliothek zu gehen!
„Oh ja! Das wäre voll toll!“
, erwiderte sie mit einem breiten Grinsen und vor Begeisterung leuchtenden Augen.


Leider musste Arjun dann auch schon gehen. Sehr schade, das kleine Mädchen hätte sich so gern noch länger mit ihm unterhalten! Aber wenigstens hatte sie seine Nummer und das nächste Mal wenn sie in die Bibliothek ging konnte sie ihm schreiben und dann würde er vielleicht auch kommen und ihr was Neues beibringen! Darauf freute sie sich schon!
Er verabschiedete sich von ihr und machte sich auf den Weg zum Ausgang, während Deidru ganz in ihren Gedanken versunken auf ihrem Platz sitzen blieb und sich wie ein Honigkuchenpferd freute. Das würde sooo toll werden!


Aber jetzt sollte sie vielleicht auch langsam nach Hause gehen. Mum und Dad warteten sicher schon auf sie! Immerhin war sie nun bereits eine ganze Weile hier gewesen… und sie musste ihnen doch von dem coolen Teenager erzählen! Und davon für wie schlau er sie hielt! Sie war noch immer ganz stolz auf sich deswegen.
Vielleicht würde Dad dann auch mehr darüber nachdenken sie in diese Schule zu bringen, da waren dann auch noch andere Kinder die sie nicht komisch anguckten und die alle so waren wie sie! Da fühlte sie sich dann nicht mehr so seltsam wie unter anderen Kindern in der ersten Klasse…

__________________________________________

Verwendete neue Sims:
Ren Leung von Bommelinchen
Arjun Kapur von Bommelinchen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen